Musischer Tag am RGG
Am Ende tanzen Schülerinnen und Schüler ausgelassen zusammen mit den Akteuren des Theaters Eurodistrict BAden ALsace (BAAL) auf der Bühne der Hausacher Stadthalle. Wenn so etwas gelingt, haben die Theaterleute alles richtig gemacht.
Aber der Reihe nach: Alle zwei Jahre bietet das Robert-Gerwig-Gymnasium für die fünften und sechsten Klassen einen sogenannten „Musischen Tag“ an. Mathe und Deutsch adé! Statt dessen geht es sechs Stunden lang um Kultur, aber nicht theoretisch, sondern ganz praktisch: in diesem Jahr Theater zum Mitmachen. Geplant hat das unter der Intendanz von Theatergründer Edzard Schoppmann das BAAL-Theater, das mit 19 ständigen Mitgliedern das feste Theater der Ortenau und des angrenzenden Elsass bildet. Los ging’s zur ersten Stunde. Mitarbeitende des Theaters BAAL wanderten mit den einzelnen Klassen durch den Hausacher Forst – eine Vorbereitung auf das abschließende Theaterstück, das das Verhältnis von Mensch und Umwelt in den Blick nehmen sollte. Das Theater greift wie jede Kunstform Anregungen aus der realen Welt auf, um sie mit seinen eigenen Mitteln in eine künstlerische Form zu gießen. Im Wald wunderten sich die Schülerinnen und Schüler darüber, dass sie die Natur mit allen Sinnen wahrnehmen können. Sie lauschten dem Wind und den Vögeln, sie rochen an Moos und Blüten, sie betasteten Steine und Stöcke, beobachteten die Bewegungen der Baumkronen und der Bachstrudel.
Zurück in der Schule wurden die Erfahrungen mit künstlerischen Mitteln verarbeitet. Das Gehörte wurde in Geräusche umgesetzt. Stimme und Schlaginstrumente, Klatschen und Trommeln, Rap und Gedichte ergänzten und widersprachen sich wie in einem großen Orchester. So entstand eine beeindruckende Sinfonie aus im Wald gefundenen Tönen und im Klassenzimmer nachgearbeiteten Klängen – ein Beleg für Goethes Verse: „Natur und Kunst, sie scheinen sich zu fliehen, Und haben sich, eh‘ man es denkt, gefunden“. So vorbereitet wurde die Tanz-Puppen-Performance „Child in Time“ in der Stadthalle zum Theaterereignis für die fünften und Sechsten Klassen. Musik und Tanz untermalten das Erwachen eines Naturwesens, einer riesigen Puppe mit Kulleraugen und mit Efeu behangen. Das harmlose Naturkind spielt mit Ball und Menschen. Bald jedoch wird es älter, wirft das Kindliche ab und verwandelt sich in eine Art Roboter, der, statt sich tänzerisch zu wiegen, mechanisch über die Bühne stampft. Doch am Ende gelingt es den Schauspielern und Tänzern, das Wesen wieder zu einem fröhlichen Miteinander zu verführen, in das das Publikum hüpfend und springend einstimmt.
Die Schülerinnen und Schüler haben an diesem Tag viel erfahren – über die Natur, über das Theater und vor allem über sich selbst. Sie haben erlebt, dass auch in jedem von ihnen die verwandelnde Kraft der Kunst schlummert.