Erlebnispädagogik

Immer mit Schwung bei der Sache…
…es ist Verwahrlosung [den Kindern] nicht zu Erlebnissen zu verhelfen, durch die sie ihrer verborgenen Kräfte gewahr werden können.
(Kurt Hahn (1886 – 1974), „Vater der Erlebnispädagogik“)
Das RGG bietet ein durchgängiges erlebnispädagogisches Konzept, um den Schülerinnen und Schülern über den Stundenplan hinaus Erlebnisräume zu eröffnen, wo sie sich als Einzelne oder in der Gruppe neu kennenlernen und entwickeln können.
Dieses Konzept beruht auf zwei Säulen. Die erste Säule umfasst Aktionen, die an bestimmte Klassenstufen gebunden sind, die zweite klassenübergreifende Aktionen.
Die erste Säule wird getragen von der Task Force Erlebnispädagogik mit aktuell vier Lehrkräften (Anke Huff, Manon Schertz, Tomi Kiefer und Ulrich Hartmann). Sie umfasst zunächst die Mitwirkung der Task Force an den Kennenlerntagen der 5. Klassen, wo in Absprache mit den Klassenlehrkräften Kennenlern- und Kooperationsspiele angeboten werden, zum Beispiel die Durchquerung des sagenumwogenen Schokoladenflusses. Diese Aktion ergänzt die Arbeit unserer Schulsozialarbeiterin Birgit Lehmann mit ihrem Programm „Stärken der Gemeinschaft“.
Zum anderen gehören zur ersten Säule die Waldtage für die 8. Klassen. Dabei verbringen die Lehrkräfte der Task Force mit jeder 8. Klasse einen Tag im Wald bei der Hausacher Burg, wo der Schwerpunkt auf anspruchsvolleren Kooperationsspielen liegt. Daneben sind die Schülerinnen und Schüler auch durch ein Hochseilelement in schwindelnder Höhe herausgefordert.
Die dritte Aktion bilden die sogenannten „Waldnächte“ für die 10. Klassen. Dabei sind die Mädchen und Jungen aufgerufen, rund um einen Lagerplatz alleine eine Nacht im Wald zu verbringen und dabei sich selbst und die Natur neu kennenzulernen. Dazu sind wir an einem schönen, verborgenen Plateau unterhalb des Brandenkopfs bei Hausach. Diese Aktion ergänzt sich mit den von der Fachschaft Religion organisierten „Tagen der Orientierung.“
Die zweite Säule bilden Mehrtageswanderungen mit Lagerfeuer und Übernachtung im Freien, die grundsätzlich allen Mädchen und Jungen der Mittel- und Oberstufe offen stehen und von den Lehrern Tobias Amann und Ulrich Hartmann angeboten werden. Gemäß dem erlebnispädagogischen Konzept „The Mountains speak for themselves“ machen dabei die Jugendlichen auf der Wanderung neue Erfahrungen mit sich, der Gruppe und der Natur. Es wird in Kleingruppen gekocht und jeden Abend der „Wanderer des Tages“ gewählt, der sich besonders für die Gruppe verdient gemacht hat.
Genauer werden jedes Schuljahr meist zwei Wochenendwanderungen in der weiteren Umgebung der Schule angeboten, wo es viele schöne Landschaften zu entdecken gibt. Die letzten Ziele waren der Schneeberg in den Vogesen, die Hegauvulkane und das Donautal. Am Ende des Schuljahres lockt dann eine fünftägige Wanderung in weiter entfernte Gebiete. In den letzten Jahren ging diese Reise zum krönenden Abschluss des Schuljahres in die italienischen Alpen, in die Bretagne und in das Schweizer Jura.
Alle beteiligten Lehrkräfte freuen sich auf viele weitere schöne Erlebnisse am RGG!
1.Säule: Kooperationsspiele mit der Task-Force Erlebnispädagogik
Exemplarischer Bericht von den Waldtagen 2022
„Unsere Klasse hat gezeigt, dass sie gut zusammenarbeiten kann.“ und „Wenn ein Gefühl zu den Waldtagen passt, dann würde ich sagen: Spaß“ So lautet das Fazit von zwei Schülerinnen zu ihrem Waldtag Ende Juni und damit sind die Eckpunkte dieser erlebnispädagogischen Aktion sehr schön getroffen.
Nach der Pandemie konnten die Waldtage am RGG in Klasse 8 erstmals wieder regulär stattfinden. Die Lehrkräfte der Task Force Erlebnispädagogik bauen dazu im Wald oberhalb der Hausacher Burg verschiedene Stationen auf. Jeden Tag kommt dann eine 8. Klasse hinauf und absolviert das Programm.
Am Vormittag beginnt es mit einem Begrüßungslied, das gleich ein Lächeln auf die Gesichter zaubert, dann folgt das Reich des Waldgeists, der den Jungen und Mädchen einige schwierige Prüfungen auferlegt. Und auch noch ein Trankopfer haben will – das muss natürlich auf einer Plane serviert werden. Das soll funktionieren? Ja, das funktioniert : ) Daneben sind die Klassen auf einem Niedrigseilparcours zwischen den Bäumen gefordert, den die alle gemeinsam überwinden müssen. Tritt einer herunter, müssen alle zurück – erstmals seit vielen Jahren hat es diesmal eine Klasse mit viel Geschick und den richtigen Ideen geschafft. Sie haben nur etwas mehr Zeit gebraucht, als vorgesehen – aber die pädagogische Uhr geht bekanntlich etwas anders. „Es ist eine Freude zu sehen, mit welcher Ernsthaftigkeit die Jugendlichen bei der Sache sind“, freut sich einer der Lehrer.
Am Nachmittag folgt dann vor allem das Hochseilelement, wo über eine Strickleiter 6 m hoch in die Bäume gestiegen werden muss, um eine Slackline zu erreichen, die in der Höhe zum nächsten Baum führt. Da muss schon mancher mal tief Luft holen – aber keiner muss die ganze Übung absolvieren, vielmehr sollen alle selbst sehen, was sie sich zutrauen und was ihnen möglich ist. Mancher schafft auch mehr, als er dachte – und in der Reflexionsrunde wird viel über Vertrauen geredet, denn die ganze Gruppe hält das Sicherungsseil.
Die Klassenlehrkräfte sind mit dabei, essen mittags auch ein köstliches Nudelgericht vom Gaskocher mit und erleben ihre Klasse einmal ganz anders. „Ich habe sie noch nie so viel lachen sehen!“, sagt ein Klassenlehrer über eine Schülerin, die neu in der Klasse ist, und „Sie hängt sich voll rein.“
Nachdem die Jungen und Mädchen am späten Nachmittag mit einem dicken Gummibärchen zum Abschluss fröhlich nach Hause gezogen sind, beginnt für die EP-Lehrkräfte der gemütliche Teil am Lagerfeuer vor dem Zelt. Sie bleiben über Nacht im Wald, um auf die Ausrüstung aufzupassen. Es macht Spaß zusammenzuarbeiten und den Jugendlichen etwas Besonderes über den normalen Unterricht hinaus bieten zu können.
2. Säule: Fahrten und Reisen in alle Welt
Exemplarischer Bericht zur Wanderung in die Alpen im Jahre 2022
Endlich konnte nach zwei Jahren Pause wieder eine Wanderung für die Oberstufe zum Ende des Schuljahres angeboten werden. Ziel war das Val Grande, die „letzte Wildnis Italiens“ am Südende des Lago Maggiore. In diesem alten Partisanengebiet mischen sich Gipfel von über 2000 m und mediterrane Täler mit paradiesischen Badestellen – darunter auch der schönste Ort der Welt, wie einer unserer ehemaligen Schüler bei der letzten Wanderung vor einigen Jahren begeistert festgestellt hat.
Kein Wunder, dass schnell mehr SchülerInnen zusammenkamen, als wir eigentlich mitnehmen wollten. Insgesamt waren es 18 Freiwillige aus den 11. Klassen und der J 1, die durch die gemeinsamen Erlebnisse schnell zu einer Gruppe zusammengewachsen sind.
Fünf Tage zog unsere Gruppe durch die herrliche Gebirgswelt. Geschlafen haben wir in den alten Hütten der Hirten, die zu einfachen Übernachtungsplätzen hergerichtet sind und deren klangvolle Namen wie Mottac oder La Piana nun allen gut vertraut sind. Gekocht wurde abends in Gruppen auf dem Gaskocher, wo jede Kochgruppe für sich zwischen Maultaschen und Pomodoro Mozzarella ihren Ambitionen freien Lauf lassen konnte. Alle Essensvorräte mussten jedoch mitgenommen werden, denn im Val Grande gibt es nichts zu kaufen.
Schöne Buchenwälder, kleine Wasserfälle und tolle Aussichten, nachts ein atemberaubender Sternenhimmel und am ersten Abend auch ein mächtiges Gewitter – mit solchen Eindrücken stiegen alle am Ende wieder in Domodossola in den Zug nach Hause. Für Lehrer und SchülerInnen ein toller Abschluss des Schuljahres. Am Ende des kommenden Schuljahres soll es zu einer Küstenwanderung in die Bretagne gehen. Wir freuen uns schon neue Mitwanderer!
Hier stellt sich unser EP-Team unseren zukünftigen Fünftklässler*innen in einem Video vor.