Rückblick zum Volkstrauertag in Hausach
Am Volkstrauertag (19.11) beteiligte sich der Gemeinschaftskunde Leistungskurs von Herrn Stocker an der Gedenkveranstaltung der Stadt Hausach. Hier finden Sie die Gedanken von drei unserer Schülerinnen und Schüler, die sie an diesem Tag der Öffentlichkeit inklusive dem Besuch unserer Partnerstadt aus Arbois in beeindruckenden Reden präsentierte.
Gedanken von Marlene M., J1
Als uns unser Lehrer zur Vorbereitung auf den heutigen Tag fragte, ob hier in Hausach Frieden herrsche, antwortete ich mit „Ja“. Ich war mir bei meiner Antwort recht sicher, denn ich dachte hier herrscht ja kein Krieg, hier kann ich vor die Tür gehen und muss nicht wie vor 78 Jahren Angst davor haben, getötet, verletzt oder wegen verdächtigem Verhalten verschleppt zu werden. Doch nach einiger Zeit merkte ich, wie ignorant dieser Gedanke doch eigentlich war, denn mit einem einzigen Blick in die Zeitung oder in die Nachrichten sind Artikel mit der Überschrift „Weltgesundheitsorganisation beklagt entsetzliche Zustände im Al-Schifa-Krankenhaus im Gazastreifen“ oder „Häuser mit `Judenstern´ markiert“ mittlerweile Alltag und so kann man doch nicht von Frieden reden – oder?
Ich selbst habe das Gefühl, dass wir gegenüber diesen Nachrichten schon ein Stück weit abgehärtet sind, denn würden wir jede einzelnen von diesen schrecklichen Geschehnissen an uns heranlassen, würde das unseren Alltag unerträglich machen. Doch kann man in solchen Zeiten dann überhaupt noch an Frieden glauben? Ich denke ja, denn warum wären wir sonst alle an diesem heutigen Tag hier, wenn wir nicht alle ein Stück weit an den Frieden glauben würden. An der Stelle möchte ich Immanuel Kant wiedergeben: „Der Friede muss gestiftet werden, er kommt nicht von selbst“. Demnach ist Frieden kein natürlicher Zustand zwischen uns Menschen. Stattdessen muss Frieden aktiv und fortwährend von uns Menschen erarbeitet werden. Der Frieden beginnt dabei mit jeder noch so kleinen Geste. Und so leistet auch dieser heutige Tag hoffentlich einen kleinen Beitrag, um Frieden zu stiften und ihn zu erhalten.
Ich selbst habe in dieser kurzen Rede jetzt schon sechs Mal das Wort „Friede“ verwendet, ohne erklärt zu haben, was dieses Wort eigentlich für mich bedeutet. Für mich ist Frieden weitaus mehr als nur die Abwesenheit von Gewalt und Krieg, denn um wirklich langfristig friedsam miteinander zusammen leben zu können, müssen wir bereit sein, uns mehr als nur gegenseitig dulden zu können. Wir müssen lernen Räume zu schaffen, in denen Platz für Respekt, Freiheit und Versöhnung ist, denn nur so können aufkommende Konflikte friedlich und zivilisiert diskutiert und gelöst werden. Jeder muss in der Lage sein, Unterschiede oder Meinungsverschiedenheiten des Anderen zu akzeptieren und sollte sie nutzen, um mehr gegenseitiges Verständnis aufzubauen. Denn nur durch das aufeinander zugehen können wir es schaffen, Hürden zu überwinden und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.
Gedanken von Max D., J1
„Der Friede ist das Meisterstück der Vernunft“. Dieses Zitat von Immanuel Kant verdeutlicht, dass es sehr schwer ist, Frieden zu schaffen und zu bewahren.
Historisch gesehen ist der Frieden leider nur eine statistische Ausnahme im Vergleich zu den etlichen Kriegsjahren der letzten Jahrhunderte. Krieg und Gewalt waren in diesen Jahren Normalität und sind es leider auch heute noch in vielen Ländern der Welt. Selbst in den USA, einem der reichsten und wohlhabendsten Länder der Welt, stehen Gewalt, Rassismus, Brutalität und Angst auf der Tagesordnung.
Ich selbst habe letztes Jahr 5 Monate lang in Florida gewohnt und bin dort zur Schule gegangen. Die Nachrichten aus den USA über Amokläufe, Schießereien und Gewalttaten sind uns zwar allen bekannt, aber sie berühren uns aufgrund der geografischen Distanz nicht so sehr wie regionale Vorfälle. Meine Lebensrealität sah in den USA unter anderem so aus: Alle zwei Wochen simulierte meine Schule einen Amoklauf – „zur Sicherheit“. In diesen 5 Monaten kam es dann auch zu zwei versuchten Amokläufen. Was soll man machen, so sind wir Menschen halt? Am nächsten Tag ging es wieder mit Badehosen an den Strand. Man lebt aber nicht in Frieden, wenn an der eigenen Schule Amokalarm ist, man jeden Tag damit rechnen muss, in eine Schießerei zu geraten oder entführt zu werden. Es ist auch kein schönes Gefühl im Supermarkt zu stehen und zu wissen, dass fast alle eine Waffe bei sich tragen und jede falsche Bemerkung oder Geste deine letzte sein kann. Und dennoch wurde das für mich dort schnell zur Normalität, mit der ich mich abgefunden habe.
Wenn wir es aber schaffen, diese Normalität des Krieges und der Gewalt in eine Normalität des Friedens umzuwandeln, können wir die Menschheit zu einem Sinneswandel bewegen.
Als junge Generation tragen wir die Verantwortung, eine Welt des Friedens aufzubauen und zu erhalten. Wir müssen uns aktiv für Toleranz, Verständnis und Zusammenarbeit einsetzen. Es liegt an uns, Brücken zu bauen, anstatt Mauern zu errichten. Wir müssen lernen, aufeinander zuzugehen und die Vielfalt unserer Welt als Bereicherung zu sehen, nicht als Grund für Konflikte.
Lasst uns alle gemeinsam daran arbeiten, eine Welt des Friedens zu schaffen, in der wir alle sicher und respektiert leben können.
Gedanken von Vroni B., J1
„Der Krieg betrifft mich nicht“, „Wir können ja sowieso nichts ändern an den Kriegen in unserer Welt“ oder auch „Krieg hat es schon immer gegeben, na und?“. Solche Aussagen werden in unserer Gesellschaft häufig verwendet.
Mit weltweit aktuell circa 363 aktiven Konflikten und einer immensen Zahl an Menschen, die durch Gewalt und Krieg aus ihrer Heimat vertrieben wurden, kann „Weltfrieden“ manchmal mehr als ein erhabenes Ideal erscheinen. Das Leben der Bevölkerung in der Ukraine, dem Gazastreifen, Syrien, Mali, Niger, Burkina Faso und noch vielen weiteren ist von Angst, Ungewissheit, Verzweiflung und Lebensgefahr geprägt. Für mich als jemand, der in Deutschland groß geworden ist, ist es schwer vorstellbar, wie ein solches Leben wohl sein mag. Noch vor 78 Jahren herrschte der beispiellose 2. Weltkrieg in Deutschland, Juden wurden auf grausame Weise verfolgt. Doch so schlimm die Ereignisse auch waren und so viele Menschenopfer daraus resultierten, haben es Deutsche und Juden geschafft, sich zu versöhnen. Juden haben Deutschen den Holocaust verziehen und der Krieg hat ein Ende gefunden, auch in den Köpfen der Menschen. Ebenfalls Deutsche und Franzosen, dessen Verhältnis lange Zeit durch Spannungen, Konflikte, Hass und Krieg geprägt war, haben es geschafft, eine tolle Freundschaft zu entwickeln. Wir hier auf diesem Platz sind das Beste Beispiel dafür, dass wir Menschen in der Lage sind, vergangenes hinter uns zu lassen und uns zu versöhnen. Denn wir alle, Franzosen wie auch Deutsche, stehen hier an diesem Tag beisammen – als Freunde. Dies wäre nicht der Fall, wenn die Menschen damals gleiche Aussagen getroffen hätten, wie die, welche zu Beginn meiner Rede genannt wurden. Wir können ja sowieso nichts ändern an den Kriegen in unserer Welt“ oder „Krieg hat es schon immer gegeben, na und?“. Solche Aussagen zeichnen denkfaule Menschen aus. Wir sollten Aussagen wie diese aus unseren Köpfen streichen, denn nur dann können wir Menschen Platz für Frieden in der Zukunft schaffen. Mir gibt diese Versöhnung Hoffnung und Mut, denn es zeigt, dass wir es in der Hand haben. Wir allein tragen die Verantwortung. Wir müssen die Veränderung sein, die wir auf unserer Welt sehen wollen.